Die polyzystische Nierenerkrankung der Katze (PKD)


Die polyzystische Nierenerkrankung ist eine Erbkrankheit der Katzen. 1998 ist die Erkrankung in Diskussion geraten und hat zu erheblichen Wirbel unter den Katzenzüchtern und Katzenhaltern gesorgt.
„PKD“ bedeutet "Polyzystic Kidney Disease", zu deutsch: polyzystische Nierenerkrankung. Die Krankheit ist weder neu, noch beschränkt sie sich auf Katzen. Auch beim Menschen, bei Schweinen, Hunden, Schafen, Rindern, Ratten und Mäusen sind solche Krankheitsbilder bekannt. Dabei treten die Zysten nicht nur in den Nieren, sondern auch in anderen Organen, hauptsächlich in der Leber (10 % der Fälle), auf.
Das besonders Wichtige ist, dass die Erkrankung mit den Erbanlagen weitergegeben wird. Das krankmachende Gen wird dominant vererbt, sodass viele Nachkommen betroffen sind. Die Erkrankung tritt besonders häufig bei Perserkatzen auf. Trotzdem wird PKD auch bei den Rassen Exotic Shorthair, Maine Coon, British Shorthair, Kartäuser und Norwegische Waldkatze beobachtet, also bei den Rassen, bei denen Perserkatzen zum Erreichen bestimmter Merkmale eingekreuzt wurden. Daher ist auch bei Mischlingen von Perserkatzen mit dem Auftreten dieser Erbanlagen zu rechnen.
Nach dem Tierschutzgesetz (TSchG) ist es strikt verboten, mit Tieren zu züchten, wenn damit gerechnet werden muss, dass bei deren Nachkommen Erbschäden auftreten (§ 11 b TSchG). Eine Züchtung mit Katzen, die diese Erbanlagen tragen, ist als sogenannte Qualzucht strafbar.

Bedeutung für den Katzenzüchter:
Ein verantwortungsbewusster Züchter möchte mit seinen gesunden Zuchtkatzen auch gesunde Katzenwelpen abgeben. Da es meistens keine Rückinformationen über seine eigene Nachzucht gibt, können Erkrankungsfälle dem Züchter unbekannt bleiben, obwohl seine Zuchtkatzen das Gen womöglicherweise besitzen. Daher ist es von grosser Bedeutung zu wissen, ob die Zuchtkatzen, der Deckkater sowie die Nachkommen zystenfrei sind. Nur bei sorgfältiger Auswahl der Zuchtkatzen kann es gelingen, die Erkrankung aus dem Bestand zu verdrängen.
Eine Untersuchungsmöglichkeit ist, das Tier auf das Vorhandensein von Zysten zu untersuchen. Dies ist am besten mittels Ultraschalluntersuchung möglich. Eine sichere Diagnose ist ab einem Alter der Katzen von 10 Monaten möglich. Frühere Untersuchungen sind möglich, können aber nur einen Verdacht aussprechen. Voraussetzungen für das Auffinden der Zysten, die in diesem Alter oft nur weniger als einige Millimeter groß sein können, sind ein hochfrequentes leistungsstarkes Ultraschallgerät (hochpreisige moderne Geräte) sowie ein erfahrener Untersucher. Besonders schwierig kann es werden, wenn sich Zysten im Bereich des Nierenbeckens befinden, da flüssigkeitsgefüllte Hohlräume gleiche Bilder erzeugen.
Der Bundesverband praktizierender Tierärzte (BpT) prüft jährlich Tierärzte, die mit ihrem eigenen Ultraschallgerät Katzen sicher befunden müssen. Nur diese erhalten nach der bestandenen Prüfung die Genehmigung Untersuchungen an Katzen durch-zuführen und diese auch zu zertifizieren. Die Bescheinigung wird zusätzlich zu den Zuchtunterlagen aufbewahrt und kann den Zuchtwert einer Katze steigern. Eine Liste der vom BpT zugelassenen Untersucher finden Sie auf deren Homepage unter www.bpt.de.

Der Züchter sollte darauf achten, dass der Untersucher, neben den Nieren auch die Leber schallt. Bei einigen Katzen kann es notwendig werden, den Schallbereich freizuscheren. Wichtig ist auch, dass der Tierarzt keinen "Persilschein" ausstellen kann. Die Bescheinigung wird dem Tier entsprechend zugeordnet, dazu ist eine eindeutige Identifizierung (Kennzeichnung über Tätowierung oder Chip) notwendig. Da Perserkatzen besonders stark betroffen sind, ist ein Befall von 25 % aller Tiere nicht selten. Bei manchen Züchtern können sogar 80 % der Zuchttiere betroffen sein.
Mittlerweile hat sich auch ein Gentest etabliert. Dabei wird eine Blutprobe in einem aufwendigen und teuren Labortest auf das Gen untersucht, welches Zysten verursacht. Dieser Test ist allerdings nicht für alle Katzenrassen zugelassen.
Durch die Sensibilisierung der Katzenzüchter, PKD-Tests durchzuführen und nur mit gesunden Katzen zu züchten, konnte in den letzten Jahren ein leichter Rückgang der Erkrankung beobachtet werden.  

Bedeutung für den Katzenhalter:
Wer sich eine teure Rassekatze zulegt, möchte natürlich nicht, dass das Tier einen versteckten Mangel in sich trägt. Daher ist die Vorlage der Bescheinigung über die PKD-Freiheit der Elterntiere die einzige Sicherheit, bzw. wenn die Katze älter als 10 Monate ist, deren PKD-Freiheit, um die Erkrankung auszuschliessen. Züchter, die keine Bescheinigungen vorweisen können, sind entweder nicht genügend über die PKD-Problematik informiert oder nicht seriös.
Wird eine Katze erkranken, deren Eltern Zysten haben oder sie selbst? Das ist nicht vorhersehbar. Selbst sehr grosse Zysten müssen weder zum Ausbruch der Erkrankung (Nierenfunktionsstörung) noch zu einer Einschränkung der Lebensqualität führen. Ob Symptome auftreten, hängt hauptsächlich von der Geschwindigkeit ab, mit der sich die Zysten in den Nieren vergrössern. Das funktionierende Nierengewebe wird verdrängt und beschädigt. Schmerzen können durch eine Dehnung der Nierenkapsel aufteten, wie wir es bei einer Nierenkolik kennen. Besonders bei Katzen mit PKD, aber auch bei älteren Katzen kann eine jährliche Überprüfung der Nierenfunktion und damit das rechtzeitige Erkennen von Veränderungen und Einleitung von therapeutischen Massnahmen zu einer Steigerung der Lebenserwartung führen.

Krankheitsbild:
Wie bereits erwähnt, ist das Krankheitsbild davon abhängig, wieviel Nierengewebe durch Zysten verdrängt und geschädigt wird. Wenige kleine Zysten verursachen keine Symptome, auch die Nierenwerte im Blut bleiben unverändert. Viele und/oder grosse Zysten können das Nierengewebe nahezu völlig verdrängen. Die Funktion der Nieren lässt allmählich immer mehr nach, es entsteht eine chronische Niereninsuffizienz (Insuffizienz = Funktionseinschränkung) bis zum Nierenversagen.
Außer der PKD verursachen noch andere Faktoren eine chronische Niereninsuffizienz. Die Behandlung ist in allen Fällen nahezu identisch. Etwa die Hälfte aller Katzen über 10 Jahre zeigen Anzeichen dieser Erkrankung. Die chronische Niereninsuffizienz ist daher die häufigste Todesursache bei Katzen. Eine Früherkennung ist mittels aufwendigem Nierenfunktionstest oder mit der Bestimmung des Kreatinin-Protein-Quotienten im Urin möglich. Eine einfache Blutuntersuchung kann dies nicht gewährleisten, denn wenn die Nierenwerte im Blut ansteigen, sind schon etwa 75% der Nierensubstanz geschädigt. Verdächtig sind Katzen, die älter als 10 Jahre sind, allmählich abnehmen und/oder allmählich mehr trinken, bzw. mehr Urin ausscheiden. 

Die Symptome der Erkrankung sind:
- die Katze trinkt mehr
- das Haarkleid wird struppig
- die Katze wird dünner
- die Katze riecht aus dem Mund
- die Katze erbricht, hauptsächlich nachts
- die Katze wirkt abwesend, ist in der Nacht aber unruhig
- die Katze hat manchmal keinen Appetit

Die chronische Niereninsuffizienz, die durch eine PKD oder andere Faktoren ausgelöst wird, kann nicht geheilt werden. Sie schreitet langsam fort. Die Behandlung der Erkrankung hat zum Ziel, das Fortschreiten zu verlangsamen. Die wichtigste Säule der Behandlung ist die Umstellung der Ernährung auf eine spezielle Nierendiät. Dies sollte unter tiermedizinischer Aufsicht erfolgen, daher sind die Diäten nur über den Tierarzt zu beziehen. Eine weitere Maßnahme ist die Reduktion der Proteinausscheidung über den Urin. Auch homöopathische Medikamente können hilfreich sein. 
Bei akut erkrankten Katzen, die nicht mehr fressen und/oder erbrechen, wird zunächst versucht durch Infusionen und Medikamentengaben die Tiere zu stabilisieren. Danach ist ebenfalls eine Umstellung auf eine Nierendiät erforderlich. Je nach Schweregrad werden noch andere Medikamente empfohlen. 
Ansonsten können die Katzen ein m.o.w. normales Leben ohne nennenswerte Einschränkungen der Lebensqualität führen. Viele Katzen mit chronischer Niereninsuffizienz brauchen außer ihrer strengen Diät keine weitere Medikation.

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